13. Oktober 2022 Krankenhaus und Gesundheitswesen, Strategie und Markt Studie zur wirtschaftlichen Situation von Krankenhäusern Katharina MottyllTeam strategische Kommunikation Artikel teilen Die Krankenhausstudie von Roland Berger zählt seit Jahren zu den meistbeachteten Publikationen des Gesundheitswesen. Für die aktuelle Studie wurden Führungskräfte der 600 größten deutschen Kliniken zur aktuellen wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser befragt. Laut Krankenhausstudie 2022 war die wirtschaftliche Lage von Kliniken nie dramatischer. Während sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in den Jahren 2019 und 2020 verbessert hat, gibt es 2021 und 2022 deutlich weniger Raum für Optimismus, wie die aktuelle Krankenhausstudie von Roland Berger meldet. Auslaufende Covid-19-Ausgleichszahlungen bei laufendem Pandemiebetrieb sowie steigendem Personal- und Fachkräftemangel bei gleichzeitig hohen Krankenständen durch die Pandemie und daraus resultierende Stationsschließungen machen den Krankenhäusern wirtschaftlich zu schaffen. Hinzu kommen weitere Herausforderungen wie mittel- und langfristige strukturelle Veränderungen durch die Ambulantisierung, Investitionen in die Zukunft wie beispielsweise überfällige Gebäudesanierungen, krisenfeste IT-Infrastrukturen und rapide steigende Energiekosten.
Die alten Probleme kehren zurück Mit dem Auslaufen der Covid-19-Ausgleichszahlungen des Bundes kehren viele grundlegende Probleme der Kliniken zwar mit Verzögerung, dafür aber umso deutlicher zurück auf die Tagesordnung. Nur noch einer Minderheit der Einrichtungen, zumeist in privater Trägerschaft, gelingt es, mindestens kostendeckend zu arbeiten. In den Häusern in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft rechnen dagegen 90 Prozent im laufenden Jahr mit einem Defizit. Offener für neue Reformen Die Krankenhausstudie 2021 hat einen steigenden Reformeifer unter deutschen Krankenhäusern festgestellt: während 2020 bereits rund 52 Prozent der Kliniken in einer Phase der Ergebnisverbesserung waren, sind es ein Jahr später bereits zwei Drittel gewesen. IT und Nachhaltigkeit: wenig Spielraum bei den Zukunftsthemen Auch wenn Kliniken die großen Zukunftsthemen erkannt haben und gerade beim Thema Nachhaltigkeit auch erwartet wird, dass dort in naher Zukunft konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, fehlt es den Häusern an dieser Stelle der Spielraum zu höheren Investitionen, so die Studie. Hier sei die Politik gefragt, um vermehrt Anreize zu schaffen, damit sich Ausgaben zugunsten zukunftsfähiger und nachhaltiger Investitionen für die Krankenhäuser betriebswirtschaftlich rentieren, so der Report.
Problem erkannt: Nachhaltigkeit gewinnt deutlich an Relevanz. Welche Rolle spielt das Thema "Nachhaltigkeit" bei Ihrem Beschaffungsprozess?
Bei den IT-Ausgaben zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Sie steigen kontinuierlich. Nicht zuletzt, weil viele Kliniken mit veralteten Systemen arbeiten und für eine grundlegende Transformation die finanziellen und fachlichen Ressourcen fehlen, wie die Studie zeigt. So hat sich beispielsweise der Anteil der Krankenhäuser, die über 2 Prozent ihres Umsatzes für IT ausgeben, gegenüber 2017 mehr als verdreifacht. Deshalb konzentrieren sich die Krankenhäuser aktuell hauptsächlich auf zwei Bereiche: die Erbringung von Basisaufgaben und die ausreichende Gewährleistung der IT-Sicherheit. Der grundlegende Umbau wird weiterhin häufig aufgeschoben. Ambulantisierung als Chance? Nicht zuletzt wird die Ambulantisierung in der Kliniklandschaft in Zukunft einen großen Einfluss auf Erlöse haben, wie die Studie zeigt. Durch diese vermehrte Auslagerung verschiedener Leistungen weg von der Klinik in den ambulanten Bereich sollen die Gesamtkosten der Kliniken gesenkt werden. Bevor dies gewinnbringend umgesetzt werden kann, stehen Kliniken jedoch vor der Herausforderung struktureller Veränderungen wie Reduzierung von Betten, neuer Personaleinsatzplanung und strategischer Anpassung verschiedener Fachbereiche. Drei strategische Handlungsempfehlungen aus der Roland Berger Studie In der Krankenhausstudie 2022 kommt die Roland Berger Unternehmensberatung zu drei wichtigen Handlungsempfehlungen für Kliniken: Angebot auf Nachfrage abstimmen. Während einerseits die Nachfrage nach stationärer Behandlung stark sinkt, sind auch für die stattfindenden Behandlungen selten genug Kapazitäten vorhanden. Kliniken sollten ihr eigenes Leistungsportfolio gezielter auf Angebot und Nachfrage ausrichten. Gemeinsam stärker sein. Miteinander kooperieren. Durch gemeinsame Kooperationen können gerade bei kleineren Häusern Doppelstrukturen abgeschafft werden, Expertenwissen kann gebündelt werden und Skaleneffekte besser genutzt werden. Wichtiger Hinweis: Um Abhängigkeiten zu vermeiden, kann zum Beispiel eine separate Gesellschaft gegründet werden, an der alle Partner beteiligt sind. Effizienzhebel nutzen: Flexibilisierung und Digitalisierung Kostenpositionen, die sich durch häuserübergreifende Kooperationen nicht vergünstigen lassen, müssen so effizient wie möglich gestaltet werden. So ermöglicht etwa eine hausweite Personalplanung eine schnelle und flexible Reaktion auf Schwankungen in der Nachfrage. Prozesse sollten so weit wie möglich digital abgebildet werden, um Ineffizienzen in der analogen Bearbeitung zu vermeiden. Mehr Informationen erhalten Sie in der Krankenhausstudien von Roland Berger aus dem Jahr 2021 hier und aus dem Jahr 2022 hier.