17. Juni 2024 Krankenhaus und Gesundheitswesen, Strategie und Markt Die drei großen Herausforderungen im Krankenhausalltag Rahel HuhnTeam strategische Kommunikation Artikel teilen Personaler im Krankenhaus bewegen sich vielfach im Spannungsfeld zwischen moderner Personalarbeit und Kostendruck. Ebenso wie die Dienstplanenden auf den Stationen verwalten sie den Fachkräftemangel und suchen Lösungen, um die Patientenversorgung auch unter diesen widrigen Umständen sicherzustellen und sogar zu optimieren. Und der Druck ist groß: Ihre Arbeit ist entscheidend für den Fortbestand der Organisation. Mit ihr steht und fällt die Zukunftssicherheit eines Krankenhauses. Die drei zukunftsentscheidenden Herausforderungen Drastischer Personalmangel Laut dem Statistischen Bundesamt könnte sich in Deutschland der Bedarf an Pflegekräften bis zum Jahr 2049 insgesamt auf rund 2,15 Millionen belaufen. Das bedeutet, dass nach konservativen Schätzungen bis dahin mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte fehlen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Auch die Prognosen der DAK sind düster, so werden deren Pflegereport zufolge in den kommenden Jahren in allen Bundesländern sogenannte Kipppunkte erreicht, an denen mehr Pflegemitarbeitende in den Ruhestand gehen als Nachwuchskräfte in den Beruf einsteigen. Das bedeutet: Insgesamt müssen in Deutschland rund 21,9 Prozent der Pflegekräfte in den kommenden zehn Jahren ersetzt werden (Quelle: DAK Pflegereport) In einem begrenzten und sich in den kommenden Jahren sogar verkleinernden Personalmarkt, der bereits jetzt von massiver Unterbesetzung geprägt ist, ist neben der Gewinnung von Mitarbeitenden deren langfristige Bindung ein erfolgskritischer Faktor. Das ist alles andere als ein Luxusproblem. Denn wo Personal generell knapp ist, können längerfristige Engpässe zum Schließen ganzer Abteilungen und damit zu wirtschaftlichen Einbußen führen, die das Haus schlimmstenfalls in die Insolvenz treiben.
In einem begrenzten und sich in den kommenden Jahren sogar verkleinernden Personalmarkt, der bereits jetzt von massiver Unterbesetzung geprägt ist, ist neben der Gewinnung von Mitarbeitenden deren langfristige Bindung ein erfolgskritischer Faktor.
Niedriger Digitalisierungsgrad Wo Ressourcen knapp sind, können digitale Lösungen helfen, diese optimal zu verteilen. Allerdings ist der Digitalisierungsgrad in deutschen Krankenhäusern nach wie vor auf einem niedrigen Level. Im Oktober 2020 trat das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) in Kraft, mit dem Bund und Länder bis zu 4,3 Mrd. Euro in die digitale Infrastruktur der Krankenhäuser investieren. Mit Hilfe des DigitalRadars will der Gesetzgeber den Reifegrad der Krankenhäuser hinsichtlich der Digitalisierung nach § 14b KHG evaluieren. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Bei den 1.624 befragten Krankenhäusern liegt der Digitalradar-Score (DR-Score) durchschnittlich bei 33 von 100 möglichen Punkten. Die Mehrheit der Häuser (70 Prozent) verzeichnet einen DR-Score zwischen 23 und 44 Punkten. (Quelle: DigitalRadar Krankenhaus) Das ist gerade in der strategischen Personaleinsatzplanung fatal: Um ein Krankenhaus tatsächlich zum bestmöglichen Leistungserbringer zu machen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, kommt dem einer softwaregestützten Dienstplanung eine Rolle bei, die in ihrer Relevanz nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Denn in Krankenhäusern entstehen Leistungen an der Schnittstelle zwischen Menschen verschiedener Professionen. Einschränkende Richtlinien und Ersatzvornahmen PpUGV, PPP-RL, PRP 2.0, PPBV – die Personaleinsatzplanung in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens ist streng reglementiert. Über die Richtigkeit des Ziels dieser Richtlinien besteht Einvernehmen: So sollen die Regelungen dazu beitragen, eine angemessene Pflegequalität und -versorgung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen durch konkrete Vorgaben zur personellen Ausstattung zu erzielen. Innerhalb dieser engen Vorgaben und unter der Prämisse des Personalmangels gute Lösungen für die Besetzung der Stationen zu finden, ist jedoch eine zukunftsentscheidende Herausforderung. Denn ein Unterschreiten der geforderten Quoten kann zur Schließung ganzer Abteilungen, zu Strafzahlungen und schlimmstenfalls zur Insolvenz des Krankenhauses führen.
Wo Ressourcen knapp sind, können digitale Lösungen helfen, diese optimal zu verteilen. Allerdings ist der Digitalisierungsgrad in deutschen Krankenhäusern nach wie vor auf einem niedrigen Level.
Fazit: Personal- und Einsatzplanung im Krankenhaus ist bestimmt von strengen Vorgaben, die bei Nichteinhaltung zu massiven Strafzahlungen führen können, bei gleichzeitig chronisch zu wenig Personal, das mit zum Teil unzureichenden Dienstplansystemen eingesetzt wird. Um diesen drei großen Herausforderungen im Krankenhausalltag zu begegnen und die Zukunftssicherheit von Einrichtungen zu sichern, ist die Dienstplanung eine zentrale Stellschraube, um trotz der Knappheit eine effektive Ressourcenverteilung im Krankenhaus sicherzustellen. Sie ist schlicht Grundlage für die optimale Patientenversorgung und damit die tägliche Basis – anderenfalls steht die Zukunft der Organisation „Krankenhaus“ auf dem Spiel.